30. Mai 2017 00:34 Uhr

Überzeugende Leistung der Künstler in Mertingen Von Ulrike Hampp-Weigand

Das Publikum in Mertingen war angetan vom Schaffen der beiden tschechischen Musiker.
Foto: Ulrike Hampp-Weigand

Das Publikum in Mertingen war angetan vom Schaffen der beiden tschechischen Musiker.

Welchem Klassikfreund leuchten nicht die Augen, wenn er an die Musik der tschechischen Komponisten Antonin Dvorák oder Bedrich Smetana denkt? An die „Verkaufte Braut“, die tschechische Nationaloper, die Märchenoper „Rusalka“, an die Symphonien „Mein Vaterland“ oder „Aus der Neuen Welt“? An Josef Suk, Schüler und Schwiegersohn Dvoráks?

In Mertingen kamen nun Preziosen dieser Komponisten zur Aufführung, gespielt von einem Ensemble junger Musiker aus Krumau, gelegen am Böhmisch-Mährischen Höhenzug. Das Trio um die Sopranistin und Geigerin Radka Karageorgieva hatte für dieses Konzert – als Premiere – ein Programm zusammengestellt, das einen Bilderbogen aus wunderbarer, so typischer slawischer Musik malte: beginnend mit den „Zigeunerliedern“ op.55 aus Antonin Dvoráks reichem und vielseitigem Werk, mit dem er dem Musikschaffen seiner Heimat die unverwechselbare nationale Identität gegeben hat, über eine „Fantasie über Tschechische Volkslieder“ von Bedrich Smetana, der früh in seine Musik nationale und folkloristische Themen integriert hatte, und so einem Nationalgefühl, das Heimatliebe, Naturverbundenheit, tiefe Religiosität, aber ebenso berauschende Lebensfreude beinhaltet, musikalisch Ausdruck gab.

Die Sopranistin Radka Karageorgieva sang die stimmungsvollen, volkstümlichen Lieder, die auf deutsche Texte von Adolf Heyduk entstanden waren, vom ersten hochdramatischen „Mein Lied ertönt, ein Liebespsalm“, bis zum „Horstet hoch der Habicht auf den Felsenhöhen“ mit großer Stimme; nur im Lied „Als die alte Mutter“ spürbar – und damit sehr intensiv klingend – zurückgenommen. Ihre großartige, mehrfach international ausgezeichnete Pianistin Marcela Krízová, die mitreißend begleitete, spielte anschließend empathisch und sehr artikuliert die höchst anspruchsvolle Fantasie – zwischen achtsam gezeichneten Melodien und ansteckender Tanzmusik perlten die Tonkaskaden, jagten Finger in atemberaubender Geschwindigkeit über die Tasten – kollektives Aufatmen nach dem letzten Ton. Zauberschön, wieder von Dvorák, folgten das Konzertstück für Cello „Waldesruh“ op.68 und das Rondo op.94. Nikola Karageorgiev, mehrfacher Preisträger, spielte beeindruckend mit sehnsuchtsvollem, weich angelegtem Klang sein Instrument.

Den Meistern folgten die Schüler: Mit Josef Suk und ihrer Geige verzauberte Radka Karageorgieva im „Liebeslied“ op.7, ihr Mann in der „Ballade und Serenade op.3“ und der „Elegie“ op.23 – man hätte diesen weichen, schmelzenden und verzaubernden Klängen unendlich weiter lauschen mögen. Im hochkomplexen, fast modern anmutenden „Balladischen Trio d-Moll op.27“ des weiteren Dvorák-Schülers, Novák, erreichte das Ensemble einen klanglichen und emotionalen Höhepunkt.

Das Publikum, sehr angetan von Programm und Darbietung, spendete reichen Beifall – und bedankte sich gern für die „Humoresque“.